Gesprächsangebot zum tödlichen Polizeieinsatz in Oldenburg

Die Kirche und andere Initiativen bieten ein Gesprächsangebot für Trauernde an.  Sina Schuldt/dpa
Die Kirche und andere Initiativen bieten ein Gesprächsangebot für Trauernde an. Sina Schuldt/dpa

Oldenburg (dpa/lni) –

Wer nach den tödlichen Polizeischüssen auf den 21-jährigen Lorenz Gesprächsbedarf hat, kann sich in Oldenburg Hilfe suchen. «Wir wollen einen Raum bieten, wo man seine Fragen, seine Trauer und seine Wut anbringen kann», sagte der evangelische Kreispfarrer Torsten Maes. Ein Team aus Seelsorgern und Experten für psychosoziale Notsituationen ist für Trauernde und Menschen mit Gesprächsbedarf da.

Das Angebot in einem Ausstellungsraum des Stadtmuseums in der Staustraße 5 richtet sich an alle Menschen, unabhängig von Religion und kulturellem Hintergrund. «Wir sind immer am Nachmittag und am Abend da. Spätestens ab 17.00 Uhr ist der Raum offen, bis in die Abendstunden hinein», sagte Maes. Bei Bedarf wird das Gesprächsangebot bis Anfang nächster Woche verlängert. 

«Wir hatten Sorge, dass für Trauer kein Platz mehr bleibt»

Der gewaltsame Tod von Lorenz treibe viele Menschen um, sagte der Kreispfarrer. «Die besondere Situation ist, dass es viele junge Leute betrifft. Lorenz war in Oldenburg vernetzt, die Jugendlichen kennen sich untereinander.» 

Die Idee für das Gesprächsangebot sei gleich nach der Tat und einem ersten Einsatz der Notfallseelsorge entstanden, erzählte Maes. Es habe sich schnell abgezeichnet, dass die Schüsse auf den Schwarzen eine politische Debatte über Polizeigewalt und Rassismus auslösten. «Wir hatten Sorge, dass für Trauer kein Platz mehr bleibt.» Das Angebot wird von den Kirchen, dem Arbeitskreis Religionen, sozialen Verbänden und der Stadt Oldenburg organisiert.

Fünf Kugeln in Richtung von Lorenz

Ein Polizist hatte in der Nacht zu Ostersonntag fünfmal in Richtung des 21-Jährigen in der Oldenburger Fußgängerzone geschossen. Laut Obduktion wurde Lorenz an der Hüfte, am Oberkörper und am Kopf verletzt. Drei Schüsse trafen ihn von hinten, ein vierter Schuss soll ihn am Oberschenkel gestreift haben.

Nach Angaben der Ermittler hatte der Deutsche zuvor vor einer Diskothek Reizgas versprüht und mehrere Menschen leicht verletzt. Dann flüchtete er. Als Streifenpolizisten ihn hätten stellen wollen, sei er bedrohlich auf die Beamten zugegangen und habe Reizgas in ihre Richtung gesprüht.

Der 27 Jahre alte Schütze wurde vorläufig suspendiert. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg führt gegen den Beamten ein Verfahren wegen Totschlags. Beides ist in solchen Fällen üblich.

© dpa-infocom, dpa:250426-930-468029/1

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