Oldenburg (dpa) –
Nach der Großdemo am Freitag für den durch Polizeischüsse getöteten Lorenz brachen in Oldenburg mehrere Feuer aus. Das hat die Polizei nun mitgeteilt. Unter anderem sei ein Molotowcocktail auf das Auto des Betreibers der Disco, vor der Lorenz in der Nacht seines Todes in Streit geraten war, geworfen worden.
Außerdem sollen die Reifen eines Reisebusses und mehrere Mülltonnen angezündet worden sein. Verletzt wurde niemand, hieß es weiter. Die Polizei könne bislang keinen Zusammenhang mit der Demonstration beweisen, zu der Tausende gekommen waren. Noch am Freitagabend war von einem weitgehend störungsfreien Verlauf die Rede. Zuvor hatte der NDR berichtet.
«Die Ermittlungen dauern an»
Ein Polizist hatte in der Nacht zu Ostersonntag fünfmal in Richtung des 21 Jahre alten Lorenz geschossen. Laut Obduktion wurde dieser an der Hüfte, am Oberkörper und am Kopf verletzt. Drei Schüsse trafen ihn von hinten, ein vierter Schuss soll ihn am Oberschenkel gestreift haben. Der 27 Jahre alte Polizist wurde vorläufig vom Dienst suspendiert. Gegen ihn wird wegen Totschlags ermittelt – das übliche Verfahren in solchen Fällen.
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Oldenburg sagte, bisher gebe es noch keine neuen Erkenntnisse. «Die Ermittlungen dauern an», sagte sie. Es müssten weiterhin Video- und Audioaufzeichnungen, der polizeiliche Funkverkehr sowie das sichergestellte Mobiltelefon des Polizeibeamten ausgewertet werden. Auch Zeugen werden nach wie vor befragt. Nach einem Zeugenaufruf am Donnerstag hätten sich weitere bei der Polizei gemeldet.
Grüne und Linke für externe Behörde
Politiker von Linken und Grünen forderten Konsequenzen. «Erste Anhaltspunkte lassen Zweifel an der Verhältnismäßigkeit und Rechtmäßigkeit polizeilichen Handelns aufkommen», sagte die Grünen-Innenpolitikerin Lamya Kaddor dem «Tagesspiegel». Es sei daher grundsätzlich richtig, dass die Polizei aus dem Nachbarlandkreis die Ermittlungen übernommen habe, so die Bundestagsabgeordnete.
«Wünschenswert wäre es dennoch, eine unabhängige Behörde neben der Staatsanwaltschaft mit der Aufklärung zumindest mitzubetrauen», sagte Kaddor. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Clara Bünger sprach sich für «eine wirklich unabhängige Ermittlungsbehörde mit umfassenden Befugnissen» aus. Widerspruch kam von der CDU und der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
«Ich habe keine Zweifel, dass auch hier die Ermittlungen professionell und unparteiisch ablaufen», sagte der CDU-Innenpolitiker Alexander Throm dem «Tagesspiegel». Auch aus Sicht des GdP-Bundesvorsitzenden Jochen Kopelke braucht es «keine explizite unabhängige eigenständige Ermittlungsinstitution neben der Polizei». Polizei und Staatsanwaltschaften träfen «ausreichend Vorsorge, um Interessenkonflikte, Befangenheit oder Intransparenz nicht entstehen zu lassen», sagte Kopelke.
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