Deutschlandticket-Rekord beim HVV – 278 Millionen Zuschuss

Noch nie sei der HVV so erfolgreich gewesen, sagt Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbut. Bernhard Sprengel/dpa
Noch nie sei der HVV so erfolgreich gewesen, sagt Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbut. Bernhard Sprengel/dpa

Hamburg (dpa) –

Trotz der Preisanhebung zum Jahreswechsel ist die Zahl der Deutschlandticket-Abonnenten beim HVV auf einen Rekord gestiegen. Im März besaßen 1.269.000 Menschen ein Abo beim Hamburger Verkehrsverbund (HVV), wie Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt sagte. Das sind 9.000 mehr als im vergangenen Dezember, als das Ticket noch 49 Euro kostete. Seit 1. Januar müssen 58 Euro gezahlt werden. «Nie war der HVV so erfolgreich wie heute», sagte Korbutt. Das Deutschlandticket war vor zwei Jahren zum 1. Mai 2023 eingeführt worden. 

Allerdings zahlen nur 530.000 HVV-Abonnenten – also gut 39 Prozent – den vollen Preis. Mehr als 200.000 Hamburger Schüler bekommen das Ticket gratis. Für Auszubildende, Studenten und sozial Schwache gibt es verbilligte Abonnements. So kostet das Sozialticket nur 22,50 Euro. Hinzukommen 337.000 Jobtickets (Februar), also Abonnements, die Unternehmen ihren Beschäftigten zu einem günstigeren Preis anbieten. Die Preise für die verbilligten Abonnements wurden weniger stark angehoben. Wie sich die Kostendeckung der Verkehrsunternehmen im HVV entwickelt hat, ist unklar. Die letzte verfügbare Zahl bezieht sich auf 2023. Damals trugen die Kunden 46 Prozent der Kosten. 

Jeder zweite Hamburger hat ein Deutschlandticket

In Hamburg besitzen nach Angaben des HVV etwa 900.000 Menschen ein Deutschlandticket. Damit kann jeder zweite Einwohner den Nahverkehr bundesweit zum Pauschalpreis nutzen. 860.000 von ihnen sind Kunden des HVV, die übrigen beziehen es über einen anderen Anbieter wie etwa die Deutsche Bahn. Die steuerlichen Subventionen beliefen sich im vergangenen Jahr für die Hamburger Ticketinhaber nach Angaben von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) auf 278 Millionen Euro. 

Vor der Einführung des Deutschlandtickets hatte der HVV über 150 verschiedenen Zeitkarten im Angebot, wie Korbutt sagte. Die teuerste Monatskarte kostete mehr als 200 Euro. Zum HVV-Tarifgebiet gehören auch fünf Landkreise in Schleswig-Holstein (Pinneberg, Steinburg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg) und drei im angrenzenden Niedersachsen (Harburg, Lüneburg und Stade) sowie einige Bahnstrecken darüber hinaus. 

Weniger Abonnenten im Umland

Die meisten Abonnenten im Umland hat der HVV mit 49.000 im Kreis Pinneberg. Es folgen Stormarn mit 39.000 und Segeberg mit 35.000. Im Landkreis Harburg haben 29.000 Menschen ein HVV-Deutschlandticket, im Kreis Herzogtum Lauenburg 26.000. Am wenigsten sind es in Stade (18.000), Lüneburg (14.000) und Steinburg (7.000). Zur Zahl der Abonnements von anderen Anbietern im Umland machte der HVV keine Angaben. Der Nahverkehrsbund Schleswig-Holstein (Nah.SH) hatte kürzlich mitgeteilt, dass das Ticket von knapp 500.000 Abonnenten im nördlichsten Bundesland genutzt wird. 

Das Deutschlandticket sei nicht nur in Hamburg, sondern auch im Umland ein «Gamechanger» (Spielveränderer), sagte Tjarks. Ein wichtiges Signal sei, dass CDU und SPD im Bund das Deutschlandticket fortsetzen wollen. Laut Koalitionsvertrag soll der Anteil der Nutzerfinanzierung erst ab 2029 schrittweise und sozialverträglich erhöht werden. Bislang kostet das Deutschlandticket den Steuerzahler jährlich drei Milliarden Euro, die jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern getragen werden. Hamburg finanziert zusätzliche Rabattierungen mit 63 Millionen Euro (2024) und plant eine weitere Vergünstigung: Rot-Grün werde in der kommenden Legislaturperiode ein verbilligtes Seniorenticket einführen, sagte Tjarks. 

Beitrag zum Klimaschutz

Der Senator hob die Bedeutung des Deutschlandtickets für die Mobilitätswende hervor. 20 Prozent der Fahrten mit dem Ticket wären sonst mit dem Auto gemacht worden, wie die Erhebung eines Marktforschungsinstituts ergab. «Das ist ein immens wichtiger Beitrag zum Klimaschutz», sagte der Grünen-Politiker. «Für ein gutes Angebot steigen die Leute tatsächlich auch um.» 

Das Deutschlandticket ist monatlich kündbar, und zwar jeweils bis zum 10. eines Monats für den Folgemonat. Dafür sind wenige Wischbewegungen in der App nötig. Bei der Einführung vor zwei Jahren hatte Tjarks erklärt, dass es auch eine «tagesscharfe» Kündigungsmöglichkeit geben werde. Davon sei aber in der deutschlandweiten Tariforganisation keine Rede mehr, sagte der Senator nun. Darum könne auch der HVV diese Möglichkeit nicht einführen.

© dpa-infocom, dpa:250428-930-473408/2

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