Von ChatGPT, «TikTok-Fußball» – OMR im Zeichen von KI

Einer der prominenten Hauptredner am ersten Messetag war Schauspieler Ryan Reynolds Marcus Brandt/dpa
Einer der prominenten Hauptredner am ersten Messetag war Schauspieler Ryan Reynolds Marcus Brandt/dpa

Hamburg (dpa/lno) –

Volle Hallen, Prominenz aus Hollywood und ganz viel KI: Für zwei Tage ist Hamburg dank der Messe OMR Hotspot für Digital- und Marketingexperten aus aller Welt. Zehntausende Besucher strömten am ersten Festivaltag auf das Gelände unter dem Fernsehturm, um Stars wie Schauspieler Ryan Reynolds oder Branchengrößen wie der Google-Europa-Chefin Debbie Weinstein zu lauschen. Beherrschendes Thema der 13. OMR-Ausgabe: Der Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf Leben und Arbeit der Menschen.

«Wir haben das Thema nicht selbst gesetzt. Es ist viel mehr zu uns gekommen, weil es fast überall eine Rolle spielt», sagte OMR-Chef Philipp Westermeyer der Deutschen Presse-Agentur. Und so war es auch folgerichtig, dass er und sein OMR-Team in diesem Jahr zahlreiche KI-Experten an die Elbe gelotst haben.

Allen voran Nicholas Turley, einen der führenden Köpfe von ChatGPT. Der 30-Jährige aus Itzehoe ist ChatGPT-Produktchef und seit 2022 bei der Entwicklerfirma OpenAI in San Francisco. Er hat den Chatbot maßgeblich mitentwickelt. ChatGPT hatte den Hype um Künstliche Intelligenz ausgelöst. 

Turley: KI ist längst produktiv im Alltag und im Berufsleben

Turley ist davon überzeugt, dass 2025 im Hinblick auf KI noch sehr viel passieren wird. «Ich würde schon sagen, dass wir dieses Jahr zum ersten Mal wirklich nützliche KI im Arbeitsalltag erleben werden. Also nicht nur Chatbots, sondern auch tatsächlich Agenten, die Dinge für dich tun, die rausgehen in die Welt und Aufgaben erledigen», sagte Turley der Deutschen Presse-Agentur. Während Chatbots vor allem für Konversation und Informationssuche genutzt würden, übernähmen KI-Agenten Aufgaben wie Software schreiben, Daten analysieren und Routinearbeiten. Und dabei werden sie Turley zufolge immer autonomer.

«2025 ist das Jahr, in dem KI tatsächlich nützlich in ihrem Alltag wird, bei der Arbeit und zu Hause. Man kann es sich wie einen Mitarbeiter vorstellen, den man quasi in der Tasche hat.» Das werde auch Auswirkungen in der Arbeitswelt haben. Turley sieht darin vor allem Vorteile, denn: «Weil man sich anderen Aufgaben bei der Arbeit widmen wird. Hoffentlich den Aufgaben, die einen kreativ auch interessieren oder voranbringen.» Er selbst nutze ChatGPT beispielsweise immer schon vor der Arbeit: «Ich frage jeden Morgen ChatGPT: Was gibt es Neues in der KI-Welt?»

Bekannte Promis bekommen auch eine Bühne – Reynolds und Piqué

Das OMR-Festival steht seit einigen Jahren auch für große Namen jenseits der Branche, die gleichzeitig für erfolgreiches Marketing stehen. In diesem Jahr ist der kanadische Schauspieler Ryan Reynolds (48, «Deadpool») einer davon. 

Reynolds sprach mit Hollywood-Experte und Moderator Steven Gätjen über seine Leidenschaft für seinen kürzlich aufgestiegenen britischen Fußballclub AFC Wrexham, seine Begeisterung für den Anti-Superhelden «Deadpool» und über den positiven und negativen Einfluss von sozialen Medien. 

Soziale Medien machen Reynolds Sorgen – und er liebt sie auch

Obwohl viele seiner unternehmerischen Projekte von den Posts in den sozialen Medien profitieren, hat der Kanadier eine gespaltene Einstellung zu Instagram, Tiktok und Co. «Ich mache mir Sorgen um Kinder. Ich habe drei Töchter. Ich mache mir Sorgen um Probleme mit dem Körperbild und solche Dinge, die man sieht.» Das größte Problem dabei sei, dass die sozialen Medien Perfektion projizierten. «Perfektion ist eine verdammte Krankheit. Die Leute haben solche Angst, zu versagen, dass sie gar nichts versuchen. Man muss bereit sein, zu versagen, um gut zu sein.»

Gleichzeitig liebe er die sozialen Medien, denn sie brächten ihn in Kontakt mit Menschen, die ihm wunderbare Geschichten schenkten. Ein alter Mann habe ihn beispielsweise über Twitter kontaktiert, weil er den Helm und die Offiziersmütze seines Großvaters über viele Jahrzehnte aufgehoben hatte. «Ich traf diesen alten Mann in Berlin. Er gab mir den Helm meines Großvaters und seine Offiziersmütze. Das bedeutete mir sehr viel. Wir können daraus einen Wert schöpfen.»

Scherze mit dem Publikum und Videoanruf der Familie

Reynolds, der in einem lässigen weißen Hemd, weißen Schuhen, dunklen Ringelsocken und einer goldenen Nickelbrille auf der Bühne saß, plauderte lässig mit Gätjen. Mit Leichtigkeit nahm er das Publikum mit seinen Witzen ein. So scherzte er beispielsweise darüber, dass er gar nicht so reich sei. «Nicht, dass mich hier heute noch jemand kidnappen will». 

Außerdem habe er kein Problem mit dem Älterwerden. «Ist es nicht der Sinn des Lebens, alt zu werden? Ich habe keine Angst davor. Ich möchte in die Sonne gerollt werden und ein Sandwich trinken. Das ist schön. Ein Sandwich trinken. Das gefällt mir. Nur durch einen Strohhalm.»

Für Lacher sorgte auch, dass er während des Interviews einen Videoanruf seiner Kinder bekam. «Hey, ihr seid gerade auf der Bühne», rief er seiner Familie zu. Dann informierte er das Publikum, dass eine Tochter endlich einen Zahn verloren hat. «Du bekommst Applaus. Sie freuen sich alle so für dich. Das ist unglaublich.» Das Gespräch beendete er mit: «Okay, ich fahre durch einen Tunnel, mein Schatz.»

Vom Fußball-Weltmeister zum Erfinder des «TikTok-Fußballs»

Zuvor hatte bereits der spanische Ex-Profifußballer Gerard Piqué, Weltmeister von 2010 und Europameister von 2012, für viel Applaus gesorgt. In der größten der elf Messehallen sprach er über seine Karriere nach der Karriere. Denn Pique ist als Unternehmer ähnlich erfolgreich wie zu seiner Zeit als Profi des FC Barcelona: Er gilt als Erfinder der Kings League, eines erfolgreichen Kleinfeld-Formats mit großer Streaming-Fangemeinde, das seit April auch in Deutschland eine eigene Liga hat. Es sei eine Art «TikTok-Fußball», sagte Pique im Gespräch mit der früheren Tennisspielerin Andrea Petkovic und Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste.

Das OMR-Festival versteht sich als Businessmesse für Macher und Entscheider, die das digitale Marketing für sich nutzen und darin noch besser werden wollen. Sie gilt in der Hinsicht als eine der größten Digitalmessen Europas. Am Mittwoch sollte der frühere NBA-Basketballstar Dirk Nowitzki als einer der prominenten Hauptredner auf der OMR sprechen.

© dpa-infocom, dpa:250506-930-505399/4

Copy LinkCopy Link
Zur Startseite