Helmstedt (dpa/lni) –
Die Schöninger Speere gelten als die mit Abstand ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Menschheitsgeschichte. Nun berichtet ein internationales Forschungsteam um Olaf Jöris vom Monrepos-Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution in Neuwied, einem Standort des Mainzer Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA), die hölzernen Waffen seien nur etwa 200.000 Jahre alt – statt 300.000 Jahre wie bislang vermutet.
Zu den Funden aus einem Tagebaurevier bei Helmstedt zählen mindestens 20 Jagdwaffen – darunter etliche Speere, die bis zu 2,5 Meter lang sind. Ursprünglich war das Alter der Fundschicht auf 400.000 Jahre geschätzt worden, später wurde es auf 300.000 Jahre revidiert.
Das Team um Jöris datierte nun nach eigenen Angaben die Fundschicht erstmals direkt, und zwar mit einem biochemischen Analyseverfahren: Die sogenannte Aminosäure-Racemisierung bestimmt das Alter einer Probe anhand der Struktur von Molekülbindungen.
Das Probematerial entnahmen die Forscher aus ausgegrabenen Sedimentblöcken, die kleine Süßwasserschnecken der Gattung Bithynia enthalten. Von diesen analysierten sie die Verschlusskapseln (Opercula), in denen sich Aminosäuren über Jahrtausende erhalten. Weitere Proben aus Pferdezähnen und den Schalen kleiner Muschelkrebse bestätigten demnach das Alter von 200.000 Jahren, wie die Gruppe im Fachjournal «Science Advances» schreibt.
© dpa-infocom, dpa:250510-930-524834/1