Schreibschrift abschaffen? Kultusministerin dagegen

Aus Sicht des Landesschülerrats führt das Erlernen der Schreibschrift in der Grundschule oft zu Frust und Zeitverlust. (Symbolbild) picture alliance / Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Aus Sicht des Landesschülerrats führt das Erlernen der Schreibschrift in der Grundschule oft zu Frust und Zeitverlust. (Symbolbild) picture alliance / Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Hannover (dpa/lni) –

Niedersachsens Landesschülerrat (LSR) fordert die Abschaffung der verpflichtenden Schreibschrift im Schulunterricht. «Die Schreibschrift ist kein Zeichen von Bildung, sondern oft ein Hemmschuh für eine lesbare, persönliche Handschrift», sagte der LSR-Vorsitzende Matteo Feind. Die Druckschrift sei ausreichend.

In einer Zeit, in der funktionales Schreiben, digitale Kompetenzen und Ausdrucksfähigkeit wichtiger denn je seien, wirke die verpflichtende Einführung einer verbundenen Schreibschrift überholt und realitätsfern. Das Tippen an Tastaturen nehme eine immer zentralere Rolle ein. «Statt doppelte Energie in eine auslaufende Schriftform zu stecken, sollte gezielt der sichere Umgang mit digitalen Schreibwerkzeugen gefördert werden», hieß es in einer Mitteilung des Landesschülerrats.

Ministerin: Am Ende macht es der Mix

Kultusministerin Julia Willie Hamburg könne mit dieser Forderung nicht viel anfangen. «Es ist total entscheidend, dass man trotzdem noch richtig schreiben lernt», sagte die Grünen-Politikerin. Eine saubere Handschrift zu beherrschen, sei genauso wichtig wie der richtige Umgang mit einem digitalen Endgerät.

Zudem sei das Erlernen verschiedener Schreibweisen förderlich für die Entwicklung eines Kindes. «Ich werde oft gefragt, warum man in der fünften, sechsten Klasse noch schreiben muss und ob man nicht irgendwann einfach nur noch auf solchen Endgeräten rumtippen kann», sagte Hamburg. Am Ende mache es der Mix. «Insofern werden wir das in Niedersachsen auch beibehalten.»

«Da irrt der Landesschülerrat gewaltig»

Unterdessen kritisierte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Niedersachsen die Forderung. «Der Landesschülerrat verkennt in seiner Einschätzung, dass die Schreibschrift überholt und realitätsfern sei, die große Bedeutung des Handschreibens für den gesamten Bildungs- und Lernprozess der Kinder und Jugendlichen», sagte der Landesvorsitzende Franz-Josef Meyer. 

Die Druckschrift reiche eben nicht aus, um die Kinder zum flüssigen und individuellen Schreiben zu befähigen – «da irrt der Landesschülerrat gewaltig», sagte Meyer. Die Abschaffung der Schreibschrift hätte fatale Folgen für die Entwicklung der Schrift und der Schreibkompetenz. 

Schüler sollen ihre eigene Handschrift entwickeln

Nach Angaben des Kultusministeriums lernen Kinder in der Grundschule zunächst die Druckschrift. Die «formklare» Schrift erleichtere das Lesen- und Schreibenlernen. Bis Ende des 4. Schuljahres sollen Schülerinnen und Schüler dann eine individuelle verbundene Handschrift flüssig schreiben können – die Schreibschrift.

Verbunden bedeute nicht zwingend, dass die Verbindung von zwei Buchstaben auf dem Papier sichtbar sein muss, hieß es. Am Ende geht es laut dem Kultusministerium vor allem um eines: Schülerinnen und Schüler sollen ihre eigene lesbare Handschrift entwickeln.

© dpa-infocom, dpa:250515-930-546702/2

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