Hamburg (dpa/lno) –
Das Landgericht Hamburg hat einen 33 Jahre alten Mann wegen versuchten Totschlags und schwerer Körperverletzung zu neun Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der gebürtige Pole im stark alkoholisierten Zustand einen ebenfalls betrunkenen Landsmann am 10. September 2024 am Altonaer Bahnhof über mehrere Minuten hinweg wuchtig gegen dessen Kopf und Oberkörper getreten und hierbei dessen Tod billigend in Kauf genommen hat, wie die Vorsitzende Richterin sagte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Trotz 2,9 Promille Alkohol im Blut sei der Angeklagte in seiner Steuerungsfähigkeit nicht beeinträchtigt gewesen und somit voll schuldfähig. Die Staatsanwaltschaft hatte beantragt, den Angeklagten zu einer Freiheitsstrafe von 12 Jahren zu verurteilen. Die Verteidigung wollte einen Freispruch für den Angeklagten.
Erst als der Angeklagte bemerkte, dass ein Zeuge die Polizei verständigt hatte, ließ er von seinem Opfer ab. Der Mann erlitt eine Fraktur des Stirnbeins sowie eine Hirnblutung und wird aufgrund der Hirnschäden dauerhaft beeinträchtigt bleiben. «Durch die Kopfverletzungen hat der Geschädigte einen dauerhaften Hirnschaden erlitten, ist bettlägrig, kann nicht mehr sprechen und wird von einer Magensonde ernährt», sagte die Richterin. Eine Verbesserung seines Gesundheitszustandes sei nicht zu erwarten.
Grund für die Tat ist unbekannt
Die brutalen Tritte wiesen auf eine «mitleidlose Gesinnung» des Angeklagten hin, sagte die Richterin. Da der Angeklagte sich nicht zu den Geschehnissen äußern wollte, sei auch der Grund für die Tat nicht bekannt. Die Richterin berücksichtige in ihrem Urteil jedoch, dass der Angeklagte sich in seinem letzten Wort entschuldigt und um eine milde Strafe gebeten habe.
Zum Schluss gab sie ihm den Rat, sich seiner Probleme zu stellen und eine Therapie oder einen Entzug zu machen. «Sonst geht das Ganze vielleicht wieder von vorne los.»
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