Hamburg (dpa/lno) –
Nach der Einschränkung der wissenschaftlichen Freiheit in den USA durch US-Präsident Donald Trump sehen Hamburgs Universitäten und Hochschulen keine Chance für eine Aufnahme amerikanischer Wissenschaftler im großen Stil. Es werde im Einzelfall geprüft, «wie wir gefährdeten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – vor allem in frühen Karrierephasen – gezielt Perspektiven eröffnen können», erklärte die Landeshochschulkonferenz (LHK) auf Anfrage. «Dabei streben wir mit unseren Partnern pragmatische, qualitativ anspruchsvolle Lösungen an.»
Trump: Stellenstreichungen und Budgetkürzungen für die Forschung
Unter Präsident Trump wurden in den USA etliche Stellenstreichungen und Budgetkürzungen für die Forschung beschlossen. Seinen besonderen Zorn erregen einige Elite-Universitäten wie Harvard, denen Trump unter anderem eine linksliberale Haltung vorwirft. Mit Mittelkürzungen und immer neuen Dekreten legt er ihnen die Daumenschrauben an. Die Folge: Mehrere, teils prominente Forscher haben die USA bereits verlassen. Bei den Nachwuchswissenschaftlern überlegen laut einer Umfrage der US-Zeitschrift «Nature» 75 Prozent, die USA zu verlassen.
Die Hamburgische Bürgerschaft hat deshalb mit Ausnahme der AfD den Senat bereits einstimmig aufgefordert, «zu prüfen, welche rechtlichen, finanziellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um betroffenen Wissenschaftler:innen zum Beispiel aus den USA in Hamburg Orientierungsangebote machen zu können». Zudem soll er prüfen, welche Hilfe etwa in Form von Stipendien bereitgestellt werden können.
Fegebank: Keine aggressive Abwerbungspolitik
Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) hatte die Lage in den USA zuvor als beängstigend bezeichnet. «Wir schauen genau, wo wir Perspektiven geben können», sagte sie dem «Hamburger Abendblatt». Die Hansestadt sei ein sicherer Hafen für Forscherinnen und Forscher. «Wer hierherkommen will, ist herzlich eingeladen.» Eine aggressive Abwerbungspolitik werde es aber nicht geben. «Es wird auch eine Zeit nach Trump geben: Deshalb sollten wir Solidarität mit den Wissenschaftlern in den USA zeigen, Kooperationen stärken und Brücken bauen.»
Aus Sicht der Landeshochschulkonferenz geht es langfristig darum, «das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken, Talente zu binden und ein internationales Wissenschaftssystem zu fördern, das auf Freiheit, Verantwortung und Partnerschaft beruht». Der Landeshochschulkonferenz gehören neun Hochschulen und Universitäten an, darunter die Universität Hamburg, die Technische Universität Hamburg und die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr.
Universität prüft in Einzelfällen individuelle Unterstützung
Die Universität Hamburg – mit mehr als 42.000 Studierenden die größte Hochschule der Hansestadt – erklärte auf Anfrage, sie pflege weltweit enge Partnerschaften mit Hochschulen, insbesondere mit den strategischen US-Partneruniversitäten Northwestern University in Chicago und der Indiana University in Bloomington. In Einzelfällen werde individuell geprüft, ob für Forschende gemeinsam mit Partnern flexible Wege eröffnet werden können – immer mit Blick auf Passung und Qualität. Bestehende Unterstützungsstrukturen stünden aber allen international Forschenden offen, betonte ein Hochschulsprecher.
Mit Blick auf die Lage in den USA sagte er, ein Schwerpunkt könnte darauf liegen, vor allem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in frühen Karrierephasen unbürokratisch Perspektiven zu eröffnen – etwa Promovierenden, die ihre Anstellung aufgrund ihrer Herkunft aus einem Drittland oder ihrer Forschungsthematik verloren haben. «Darüber hinaus könnten temporäre Aufstockungen von Mitteln – etwa bei der Alexander von Humboldt-Stiftung für AvH-Professuren – zusätzliche Optionen schaffen.»
Bislang noch kein Ansturm von US-Forschern auf Uni
Aktuell gebe es an der Universität Hamburg noch keinen Ansturm US-amerikanischer Forscherinnen und Forscher. Bislang hätten sich zum kommenden Wintersemester 60 Frauen und Männer für einen Studienplatz in einem internationalen Masterprogramm beworben oder einen Antrag auf Anerkennung ihrer ausländischen Bildungsabschlüsse gestellt. «Diese Zahl ist im Vergleich zu den Vorjahren relativ konstant», sagte der Sprecher.
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