Hatten/Vechta (dpa/lni) –
Während die Spargelsaison in Niedersachsen auf Hochtouren läuft, läuft nach trockenen Wochen auch die Erdbeerernte an. «Dank des trockenen Frühjahrs mit sonnenreichen Tagen und kühlen Nächten haben wir ideale Bedingungen», sagt Felix Koschnick, Beerenobst-Experte bei der Landwirtschaftskammer, auf dpa-Anfrage. Er erwarte im Handel Erdbeeren aus Niedersachsen in «Top-Qualitäten». Auch die Spargelbauern sind mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden.
Die Erdbeerernte läuft an einigen Orten im Land laut Koschnick schon seit Ende April und nimmt nun Fahrt auf. Bislang seien hauptsächlich Erdbeeren aus dem geschütztem Anbau, also in Folientunneln oder in Gewächshäusern, zu kaufen. An Marktständen und in Hofläden gebe es in diesen Tagen aber nun mehr und mehr Erdbeeren aus dem Freilandanbau.
Erdbeeren brauchen Bewässerung
Das sonnige und trockene Wetter im Frühjahr hat nach Angaben der Landwirtschaftskammer und des Landvolks den Reifeprozess der Früchte begünstigt. Während tagsüber demnach Sonnenschein für süße Früchte sorgt, helfen kühlere Nächte, dass Früchte nicht nachreifen und stabil bleiben.
Allerdings müssten die Kulturen bei einer solchen Trockenperiode zusätzlich bewässert werden, erklärt Koschnick, der die Versuchsstation für Beerenobst in Vechta-Langförden leitet. «Da arbeiten wir alle mit wassersparenden Systemen. Die Tropfbewässerung ist ein Standard im Anbau.» Im Gegensatz zu einer Beregnung werde so auch die Verdunstung reduziert.
Wie sich die Preise für Erdbeeren aus Niedersachsen entwickeln, dazu gibt es noch keine Angaben. Kurze Transportwege, hohe Anforderungen beim Pflanzenschutz und gute Arbeitsbedingungen für die Pflücker zeichneten die heimischen Beeren aus, sagt Koschnick. «Damit haben wir eigentlich ein absolut konkurrenzfähiges Produkt.» Aufgrund niedriger Lohnkosten in anderen EU-Ländern könnten Anbauer dort allerdings noch günstiger produzieren.
Dennoch erwartet der Beerenexperte eine gute Nachfrage. «Wenn wir Sonne haben, wollen die Leute Eis essen – und dann essen sie auch Beeren», sagt Koschnick. Spätestens ab Juni laden nach Angaben des Landvolks auch viele Betriebe im Land zum Selbstpflücken auf die Erdbeerfelder.
Worauf die Spargelbauern hoffen
Von dem sonnigen Wetter profitieren auch die Spargelbauern. Die Nachfrage nach Spargel sei da, sagte Thorsten Flick von der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Hatten (Landkreis Oldenburg). «Es könnte immer mehr sein. Aber grundsätzlich sind die Anbauer zufrieden.»
Das sonnige Wetter der vergangenen Woche habe dafür gesorgt, dass der Spargel gut wachse und daher nun ausreichend vorhanden sei, sagte Flick. Dass in den vergangenen Wochen Regen in weiten Teilen Niedersachsens ausblieb, habe dem Spargel bislang nicht zu sehr geschadet. «Da der Spargel unter Folie in der Erde sitzt, tangiert ihn die Trockenheit nicht so», sagte der Experte. «Aber das darf nicht wochenlang so weitergehen.»
Angesichts der für den Spargel-Verkauf wichtigen anstehenden Feiertage wie Himmelfahrt und Pfingsten hoffen die Erzeuger weiter auf sonniges Wetter. «Spargel wird immer nachgefragt, wenn die Sonne scheint», sagte Flick.
Wie sich die Spargel-Preise entwickeln
Nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn lag der Verbraucherpreis für weißen Spargel aus Deutschland zuletzt etwas unter dem Niveau des Vorjahres. Demnach lag der Durchschnittspreis für ein Kilo weißen Spargel in der ersten Maiwoche über alle Einkaufsstätten und alle Sortierungen hinweg bei 9,04 Euro. «In den Wochen zuvor lag das Preisniveau oftmals spürbarer über den jeweiligen Vorjahreswochenpreisen», teilte AMI-Marktexperte Claudio Gläßer auf Anfrage mit.
Der Grund sei vor allem ein zögerlicher Saisonbeginn wegen der Witterung gewesen. Wegen tiefer Nachttemperaturen habe das Angebot nur langsam zugenommen. Nach Einschätzung des Marktexperten könnten die Preise für Spargel im Laufe des Mais saisonüblich nochmals leicht nachgeben.
Traditionell endet die Spargelsaison mit dem Johannistag am 24. Juni. «Dann braucht der Spargel einfach Erholung, weil man würde ihn sonst tot stechen», sagt Flick. Daher lasse man den Spargel dann austreiben – so tanke er genug Kraft für das kommende Jahr.
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