Günther: Antisemitismus bedroht jüdisches Leben auch bei uns

Günther: Antisemitismus bedroht jüdisches Leben auch bei uns

Kiel (dpa/lno) –

Drei Tage nach dem Anschlag auf ein jüdisches Fest in Sydney feiert Schleswig-Holstein mit einem Empfang im Landtag in Kiel das Lichterfest Chanukka.«Der Antisemitismus, auch in unserem Land, zeigt sich heute wieder offen in den islamistischen, in links- und rechtsextremistischen Milieus», sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in seiner Rede.

«Es wirkt, als hätte eine der ältesten und gefährlichsten Krankheiten der Menschheit nur darauf gewartet, unser politisches und kulturelles Leben erneut zu befallen.» Viele Menschen fragten sich, ob sie im Land auf Dauer sicher leben können. 

«Meine Damen und Herren, das kann und darf doch nicht unser Deutschland 2025 sein», betonte Günther. Antisemitismus müsse klar benannt und jüdisches Leben geschützt werden. 

Zwei Angreifer hatten am Sonntag am beliebten Bondi Beach in Sydney auf die Teilnehmer einer jüdischen Chanukka-Feier geschossen und 15 Menschen getötet. Mehrere Dutzend Verletzte wurden noch in Krankenhäusern behandelt.

Herbst: Chanukka ist ein Fest der Hoffnung

«Jüdisches Leben ist und bleibt ein untrennbarer Bestandteil unserer Gesellschaft und unserer Kultur», sagte Landtagspräsident Kristina Herbst (CDU). «Daran kann und daran darf kein Hass in dieser Welt etwas ändern.»

Der Anschlag in Sydney habe einen «Schatten» über das Fest gelegt. Herbst betonte: «Aber Chanukka ist ebenso ein Fest der Freiheit, des Friedens, des Mutes und der Hoffnung.» Und mit jeder weiteren erleuchteten Kerze erstrahle mehr Zuversicht. 

Mit dem achttägigen Lichterfest, das am vergangenen Wochenende begonnen hatte, erinnern Juden an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im zweiten Jahrhundert vor Christus. Während dieser acht Tage wird jeden Abend eine weitere Kerze am Chanukka-Leuchter angezündet. 

Wolodarski warnt vor Muster der Gewalt

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein, Igor Wolodarski, betonte: «Wir warnen seit Jahren davor, dass die anhaltende antisemitische Feindseligkeit auf diesen Straßen in Gewalt umschlägt.» 

Die Beleidigungen gegen Juden führten zu Graffitis, dann zu Brandstiftungen, eskalierten zu körperlicher Gewalt und endeten schließlich in Mord. «Und das sagen wir auch, weil wir ein Muster sehen, dass schon in mehreren Ländern zu Realität geworden ist», erklärte er.

Blender berührt Symbolik im Landtag

Beim Betreten des Landeshauses in Kiel fällt auf: Der Chanukka-Leuchter steht dem Weihnachtsbaum gegenüber. Für Walter Blender, den Vorsitzenden des Landesverbands der jüdischen Gemeinden in Schleswig-Holstein, ist das ein besonderes Zeichen. «Das friedliche Nebeneinander unter einem Dach für unser gemeinsames Feiern in diesem Monat Dezember, das ist einfach eine schöne Symbolik und das macht was mit einem», sagte er. 

«Man kann nicht gleichgültig durch so eine christlich-jüdische Schleuse gehen», fügte er hinzu. Wichtig sei jedoch, dass der Leuchter in Sichtweite eines Fensters oder einer Tür stehe. «Er muss von außen zu sehen sein.»

© dpa-infocom, dpa:251217-930-435421/1

Copy LinkCopy Link
Zur Startseite