Krise beim Hamburg Ballett – Ensemble wird anonym befragt

Das Ensemble des Hamburg Balletts ist unzufrieden mit dem neuen Hamburger Ballett-Intendanten. (Archivbild) Marcus Brandt/dpa
Das Ensemble des Hamburg Balletts ist unzufrieden mit dem neuen Hamburger Ballett-Intendanten. (Archivbild) Marcus Brandt/dpa

Hamburg (dpa) –

In den vergangenen Wochen haben mehrere Tänzerinnen und Tänzer dem neuen Hamburger Ballett-Intendanten Demis Volpi mangelnde Qualität und fehlende Wertschätzung vorgeworfen. Um die Hintergründe für diese Krise beim Hamburg Ballett besser verstehen und aufklären zu können, werden nun alle Ensemble-Mitglieder anonym zu ihrer Arbeitssituation befragt, wie ein Sprecher der Kulturbehörde in Hamburg sagte. 

Gefährdungsbeurteilung des Ensembles vorgezogen

«Es ist gut, dass Geschäftsführung und Betriebsrat der Oper in enger Abstimmung mit dem Ensemble eine eigentlich erst für das kommende Jahr geplante Gefährdungsbeurteilung bereits jetzt durchführen.» Zuvor hatte «Der Spiegel» berichtet. 

Der Behördensprecher ging davon aus, dass schon bald erste Aussagen vorliegen. «Bis kommende Woche können Rückmeldungen gegeben werden, die dann zunächst intern ausgewertet werden und hoffentlich eine gute Grundlage für das weitere Vorgehen geben werden.»

Behörde: Belastbare Vertrauensbasis ist nötig

Es gehe nun vor allem darum, Vorwürfe aufzuklären und notwendige Veränderungen möglichst gemeinsam vorzunehmen. «Es braucht eine belastbare Vertrauensbasis. Alle sind jetzt gefordert, schnell gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden, um zu verhindern, dass alle weiter Schaden nehmen», sagte der Sprecher der Kulturbehörde weiter. 

In einem Brief an Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hatten mehr als 30 Tänzerinnen und Tänzern Volpi heftig kritisiert. Fünf erste Solisten hatten zuvor ihre Verträge nicht verlängert. Auch 17 derzeitige und ehemalige Tänzerinnen und Tänzer vom Ballett am Rhein in Düsseldorf, wo Volpi zuvor tätig war, wandten sich in einem Brief an Brosda. Volpi habe dort ein Arbeitsumfeld geschaffen, das von «inkonsequenter Kommunikation, mangelnder Transparenz und einer Atmosphäre der Angst und Unsicherheit geprägt war», hieß es.

Volpi äußerte Verständnis für die Spannungen nach dem Wechsel

Volpi selbst hatte in einem Statement Verständnis für die aufgetretenen Spannungen nach dem Wechsel geäußert. Er wolle die Vorwürfe sehr ernst nehmen und stehe mit den Ensemblesprechern in engem Austausch.

Nach 51 Jahren an der Spitze hatte Intendant John Neumeier (86) die Leitung des Hamburg Balletts im Sommer an den 39-jährigen Deutsch-Argentinier Demis Volpi übergeben. Seine Aufgabe sollte es sein, mit neuen Produktionen das Repertoire zu bereichern, aber auch John Neumeiers Erbe zu erhalten.

© dpa-infocom, dpa:250523-930-583064/1

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