Hamburg (dpa/lno) –
Die Krise beim Hamburg Ballett weitet sich aus. Vor einer Woche hatten rund 30 Tänzerinnen und Tänzer einen Brief an Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) geschrieben, in dem sie schwere Vorwürfe gegen Ballettintendant Demis Volpi erhoben. Jetzt bekommen die Tänzerinnen und Tänzer Unterstützung aus Düsseldorf, wo der 39-Jährige zuvor das Ballett am Rhein leitete. In einem Brief an Brosda untermauerten 17 derzeitige und ehemalige Tänzerinnen und Tänzer aus Düsseldorf die Kritik am neuen Hamburger Ballettchef, wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet.
Volpi habe dort ein Arbeitsumfeld geschaffen, das von «inkonsequenter Kommunikation, mangelnder Transparenz und einer Atmosphäre der Angst und Unsicherheit geprägt war», hieß es. Versprechungen und Anweisungen hätten sich oft widersprochen, was bei den Tänzerinnen und Tänzern zu Verwirrung und Frustration geführt hätte. «Konstruktives Feedback wurde häufig mit negativen Konsequenzen beantwortet, was den offenen Austausch erschwerte und das Vertrauen untergrub.»
Arbeitsatmosphäre sei belastend gewesen
Die Arbeitsatmosphäre sei so belastend gewesen, dass auch beim «Ballett am Rhein» langjährige Tänzerinnen und Tänzer vor Ablauf ihrer Verträge gekündigt hätten. Auch in Hamburg hatten kürzlich fünf der elf Ersten Solisten gekündigt – und mehr als die Hälfte der Ballettcompagnie den Brandbrief an Brosda unterzeichnet, in dem sie von einem «toxischen Arbeitsklima» berichteten.
Im Sommer hatte Demis Volpi das Hamburg Ballett von John Neumeier (86) übernommen, der die Compagnie 51 Jahre geleitet hatte. Kultursenator Brosda teilte dem NDR mit: «Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst und führen im Hintergrund sehr viele Gespräche, damit alle Seiten aufeinander zugehen und wieder zu einem konstruktiven und vertrauensvollen Austausch kommen.» Die ersten Schritte mit externer Begleitung seien dazu gemacht.
Auf den ersten Brief hatte sich Volpi in einem Statement geäußert: «Der Wechsel an der Spitze einer Compagnie nach über 50 Jahren ist ein außergewöhnlicher, historisch einzigartiger Prozess, für den es keine Vorlage gibt – für das Ensemble wie für die künstlerische Leitung. Ich verstehe, dass es durch Veränderungen und neue Impulse auch Spannungen geben kann. Gleichzeitig nehme ich die Vorwürfe sehr ernst, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass diese im persönlichen Gespräch an mich herangetragen worden wären.»
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