Mehr tatverdächtige Kinder bei Gewaltkriminalität

Die Zahl einer Gewalttat verdächtiger Kinder in Hamburg ist im vergangenen Jahr gestiegen. (Symbolbild) Bernd Wüstneck/dpa
Die Zahl einer Gewalttat verdächtiger Kinder in Hamburg ist im vergangenen Jahr gestiegen. (Symbolbild) Bernd Wüstneck/dpa

Hamburg (dpa/lno) –

Die Zahl einer Straftat verdächtiger Kinder und Jugendlicher in Hamburg ist im vergangenen Jahr entgegen dem Bundestrend insgesamt leicht gesunken, in einzelnen Deliktfeldern aber teils deutlich gestiegen. 

So seien in der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2024 insgesamt 2.773 Kinder unter 14 Jahren als Tatverdächtige registriert, heißt es in der Antwort des Senats auf eine Große Anfrage der CDU-Fraktion, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Das seien 41 oder knapp 1,5 Prozent weniger als im Jahr 2023. Bei den Jugendlichen sei die Zahl der Verdächtigen um 436 oder fast 7,7 Prozent auf 5.240 gesunken.

Teils deutlicher Anstieg bei einzelnen Delikten

Nach einzelnen Delikten unterteilt ist den Angaben zufolge jedoch teilweise ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. So stieg die Zahl der registrierten Kinder im Bereich der gefährlichen oder schweren Körperverletzung auf Straßen, Wegen oder Plätzen um 93, im Bereich der Verbreitung von Kinderpornografie um 61 und im Bereich der vorsätzlich leichten Körperverletzungen um 43. Insgesamt stieg die Zahl der tatverdächtigen Kinder im Bereich der Gewaltkriminalität den Angaben zufolge um 96 oder 16,4 Prozent auf 681.

Bei den Jugendlichen erhöhte sich die Zahl der Tatverdächtigen bei der Verbreitung von Kinderpornografie um 125, bei sonstigen Betrugsarten um 55 und bei der gefährlichen oder schweren Körperverletzung in der Öffentlichkeit um 54. Im Gesamtbereich Gewaltkriminalität zählte die Polizei im vergangenen Jahr 926 Verdächtige und damit 14 oder 1,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Zahl der Verdächtigen lässt nicht auf Zahl der Taten schließen

Der Senat betonte in seiner Antwort, dass die Zahl der Tatverdächtigen nicht in Relation zur Zahl der Straftaten gesetzt werden könne. Denn in der Gesamtstatistik werde jeder Verdächtige nur einmal gezählt, selbst wenn er mehrere Straftaten begangen haben sollte. Umgekehrt wiederum könnten aber auch mehrere Tatverdächtige zu nur einer einzigen Straftat erfasst worden seien. Etwas anders laufe es bei den einzelnen Delikten und Unterkategorien. Werde dort ein mutmaßlicher Täter zwei verschiedener Delikte verdächtigt, dann werde er auch jeweils einzeln registriert.

Der Ausländeranteil unter den tatverdächtigen Kindern lag den Angaben zufolge im vergangenen Jahr bei 38,6 Prozent. Von den als Tatverdächtige ermittelten Jugendlichen hatten demnach 40,1 Prozent keine deutsche Staatsangehörigkeit. Und von den von der Polizei als Intensivtäter geführten 190 Kindern und Jugendlichen – 182 männlich und 8 weiblich – hatten rund 42 Prozent keinen deutschen Pass. Die größte Gruppe mit 110 Intensivtätern stellten deutsche Kinder und Jugendliche – gefolgt von 16 Afghanen und 15 Syrern.

213 Polizistinnen und Polizisten arbeiten als Cop4U

Um Kinder und Jugendliche gar nicht erst zu Tatverdächtigen werden zu lassen, betreibt die Stadt auf mehreren Ebenen Präventionsarbeit. Unter anderem arbeiten der Senatsantwort zufolge derzeit 213 Polizistinnen und Polizisten als sogenannte Cop4U – das sind Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte, die den Schulen fest zugeteilt sind – und haben von Januar 2024 bis Ende März 2025 an 794 schulischen Veranstaltungen teilgenommen. 

Beim Präventionsprogramm «Kinder- und Jugenddelinquenz» wurden demnach im vergangenen Schuljahr an 120 Schulen knapp 5.250 Unterrichtsstunden gehalten. An 73 weiterführenden Schulen habe es mangels Personals keinen Präventionsunterricht gegeben. Im ersten Halbjahr des laufenden Schuljahres seien an 97 Schulen knapp 2.500 Unterrichtsstunden gehalten worden.

CDU alarmiert vom Anstieg bei schwerer Körperverletzung

«Auch wenn die Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen im letzten Jahr leicht zurückgegangen ist, ist der deutliche Anstieg insbesondere bei den schweren und gefährlichen Körperverletzungen, die von Kindern und Jugendlichen im öffentlichen Raum begangen werden, alarmierend», sagte der justizpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Richard Seelmaecker. 

Er forderte erneut eine geschlossene Unterbringung für Intensivtäter, die Besetzung aller offener Stellen beim Jugendschutz der Polizei und einen verpflichtenden Präventionsunterricht in den Klassen 5 bis 8.

© dpa-infocom, dpa:250511-930-527543/1

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