Hamburg (dpa/lno) –
Nach zuletzt fordernden Geschäftsjahren richtet die neue Chefin der Otto Group, Petra Scharner-Wolff, den Konzern auf Stabilität aus. «Wir arbeiten an finanzieller Robustheit», sagte die Vorstandsvorsitzende in Hamburg während der Vorstellung der jüngsten Geschäftszahlen.
Scharner-Wolff hatte den Chefposten erst im März von Alexander Birken übernommen, der inzwischen den Aufsichtsrat leitet. Der früheren Finanzvorständin oblag es dennoch, einen Erfolg zu vermelden: Nach Steuern erzielte die Otto Group im jüngsten Geschäftsjahr wieder einen Gewinn – der bei 165 Millionen Euro lag. Scharner-Wolff sprach von einem «Turnaround».
Im Geschäftsjahr 2023/24 (März bis März) hatte der Verlust bei 412 Millionen Euro gelegen, und im Geschäftsjahr 2023/22 in ähnlicher Höhe.
Anhaltend getrübte Verbraucherstimmung
Scharner-Wolff kam während der Vorstellung des Berichts auf die Geopolitik zu sprechen: Den Krieg Russlands in der Ukraine, die Trumpschen Zölle. «Wir rechnen mit einem klar volatilen Umfeld», sagte sie. Nennenswerte Warenengpässe erwartet die Otto Group im laufenden Geschäftsjahr dennoch nicht, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht.
Die Sorge Scharner-Wolffs gilt somit weniger den eigenen Lieferketten als den eigenen Kunden: Das Geschäft Ottos ist von der Verbraucherstimmung abhängig, die in Deutschland unverändert eingetrübt ist, wie das Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschland belegt. Schon im jüngsten Geschäftsjahr stagnierte der Umsatz des Konzerns etwa auf Vorjahresniveau bei 14,9 Milliarden Euro.
Es gelte, Umsätze stabil zu halten, sagte Scharner-Wolff. Erst mittel- und langfristig könne zu starkem Wachstum zurückgekehrt werden. Weiter ziele das Unternehmen darauf ab, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, das bei 276 Millionen Euro lag, deutlich zu steigern. Eine genaue Höhe nannte die Otto Group nicht.
Mitarbeiterzahl sinkt abermals
Der Kurs auf Profitabilität macht sich auch an den Beschäftigtenzahlen bemerkbar: 36.304 Mitarbeiter weist der Geschäftsbericht aus. Im Geschäftsjahr zuvor waren etwa 38.462, und davor 41.186. Die Otto Group verfolge eine restriktive Einstellungspolitik, sagte Scharner-Wolff.
Plattform gewinnt Kunden
Aus Sicht der Unternehmensgruppe erfreulich entwickelte sich die Onlineplattform von Otto. Auf der Plattform können auch externe Händler, die eine monatliche Grundgebühr zahlen, Waren verkaufen. Ähnlich funktioniert das Geschäft bei Branchenprimus Amazon. Die Zahl der Kunden auf der Plattform legte um vier Prozent auf rund 12,2 Millionen zu. Der Umsatz stieg um 5,6 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro.
Otto verkauft auf der Plattform nicht allein Smartphones wie iPhones, sondern auch seit einigen Jahren über einen Partner den Service, diese gegen Bezahlung einrichten zu lassen. «Ich glaube, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung einen Trend geben wird, dass solche Dienstleistungen zunehmend angeboten werden», sagte Scharner-Wolff.
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