Schmuggel von 4,6 Tonnen Kokain – elf Angeklagte vor Gericht

Die elf Angeklagten haben alle jeweils zwei Anwälte. Marcus Brandt/dpa
Die elf Angeklagten haben alle jeweils zwei Anwälte. Marcus Brandt/dpa

Hamburg (dpa/lno) –

Ein Prozess um Drogenschmuggel mit ungewöhnlich großen Dimensionen ist in Hamburg gestartet: Es geht um insgesamt mehr als 4,6 Tonnen in Containern verstecktes Kokain. Elf Männer im Alter zwischen 22 und 60 Jahren sind angeklagt. «Ihnen wird vorgeworfen, mit Kokain in großen Mengen Handel getrieben zu haben», sagte eine Gerichtssprecherin. «Einigen von ihnen wird lediglich Beihilfe vorgeworfen, bei anderen kommt zusätzlich noch die Einfuhr des Kokains in die Bundesrepublik Deutschland hinzu.» Es geht um zwei Fälle aus dem Jahr 2024.

Doch zur Verlesung der Anklage kam es am ersten Prozesstag nicht. Nachdem die Personalien festgestellt worden waren, kritisierte der Verteidiger eines indischen Angeklagten, sein Mandant habe die ihm zugestellte Anklage nicht lesen und verstehen können, weil die Übersetzung in einer falschen Schriftart verfasst gewesen sei. Der Anwalt verlangte die Aussetzung des Verfahrens. Das lehnte die Kammer zwar ab, unterbrach die Verhandlung aber bis zum 26. Mai.

Im ersten Fall geht es laut Staatsanwaltschaft um 2.520 Kilo Kokain, die Mitte Mai vergangenen Jahres in einem Container aus Ecuador nach Hamburg gekommen sein sollen. Die Anklage wirft einem 60-Jährigen vor, die Abholung des Containers aus dem Terminal Altenwerder organisiert zu haben. Als Mitarbeiter eines Transportunternehmens habe er dafür zwei Lastwagenfahrer losgeschickt, die eingeweiht waren. Weitere unbekannte Mittäter sollen das Rauschgift dann aus dem Container entnommen haben. Wo das Kokain geblieben ist, ist unklar.

Prozess organisatorisch eine Herausforderung

Im zweiten Fall sollen die Angeklagten einen Container mit 2.116 Kilo Kokain auf ähnliche Weise aus dem Terminal in Altenwerder geholt und in eine Lagerhalle im Stadtteil Rothenburgsort gebracht haben. Doch diesmal wurden sie von der Polizei überwacht. Das Kokain war in Bananenkisten versteckt. Als der Container entladen werden sollte, griff das Spezialeinsatzkommando (SEK) zu. Das dabei entdeckte Kokain habe einen Straßenverkaufswert von rund 100 Millionen Euro gehabt, teilte Innensenator Andy Grote (SPD) im Herbst mit.

«Wegen des Hafens in Hamburg sind beim Landgericht Hamburg durchaus häufiger Fälle mit Drogenhandel in einer Größenordnung von mehreren Tonnen anhängig», sagte die Gerichtssprecherin. Aber dieses Verfahren zähle schon zu den größeren – allein schon wegen der vielen Angeklagten. Jeder von ihnen habe zwei Anwälte. «Das ist organisatorisch und logistisch durchaus eine Herausforderung.»

Sechs der insgesamt elf Angeklagten sind den Angaben zufolge vorbestraft. Zehn von ihnen sitzen in Untersuchungshaft. Die Große Strafkammer hat 36 Verhandlungstermine bis zum 25. November angesetzt.

© dpa-infocom, dpa:250515-930-546404/2

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