Hannover (dpa/lni) –
Eine wachsende Zahl von Bautätigkeiten hat auch das Arbeitsaufkommen des niedersächsischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes erhöht. Im vergangenen Jahr bargen und entsorgten die Fachleute in ganz Niedersachsen bei 1.216 Einsätzen rund 221 Tonnen an Blindgängern aus den beiden Weltkriegen, teilte das Innenministerium in Hannover mit. Im vorangegangenen Berichtszeitraum waren es demzufolge rund 164 Tonnen Kampfmittel, die in 1.023 Einsätzen unschädlich gemacht wurden.
«Wir haben immer noch eine sehr, sehr große Menge von Kampfmitteln aus den Weltkriegen im niedersächsischen Boden liegen», sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Wegen einer Modernisierungsoffensive im Straßenbau würden nun häufiger Blindgänger entdeckt.
23 Tonnen in der Nordsee gefunden
Gestiegen ist die Zahl der nicht transportfähigen Blindgänger im Vergleich zum vergangenen Jahr – bei 77 Einsätzen musste die Munition direkt am Ort der Bergung gesprengt werden. 2023 war das in 23 Fällen erforderlich.
Allein aus der niedersächsischen Nordsee mussten im vergangenen Jahr knapp 23 Tonnen geborgen werden. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 10 Tonnen. Der Grund sei der Ausbau der Infrastruktur in der Nordsee, erklärte ein Sprecher.
«Kampfmittelbeseitigungsdienst bleibt unverzichtbar»
Immer noch liege im niedersächsischen Boden eine große Menge an gefährlichen Kampfmitteln, sagte Innenministerin Daniela Behrens (SPD). Damit bleibe der Kampfmittelbeseitigungsdienst weiterhin unverzichtbar. «Dank der Expertise und des Einsatzes der hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden tagtäglich gefährliche Sprengkörper zuverlässig lokalisiert und unschädlich gemacht», sagte Behrens laut Mitteilung.
Es sei wiederholt zu Funden von Phosphorbrandbomben gekommen, heißt es im Jahresbericht. Beim Kontakt mit Luftsauerstoff entzündet sich der enthaltene weiße Phosphor von selbst und brennt bei einer Temperatur von 1.300 Grad und unter gesundheitsschädlicher Rauchentwicklung.
Beim Pflügen Brandbombe entdeckt
Im vergangenen Jahr stieß im Landkreis Diepholz ein Landwirt beim Pflügen seines Ackers auf eine Brandbombe. Daraufhin kam es zu einer Rauchentwicklung. Die Feuerwehr verständigte den Kampfmitteldienst, der die Brandbombe und den Phosphor barg. In Hannover entwickelte ein Brandbombenblindgänger auf einem Abbruchgelände Rauch. Beim Versuch, die Bombe mit Sand abzudecken, bis die Entschärfungsexperten am Einsatzort angekommen waren, wurden Feuerwehrleute und Polizeibeamte durch das Einatmen verletzt.
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